Zwei Kollegen besuchen ein Gymnasium in Madrid und lernen den dortigen Unterrichtsalltag kennen
Im Februar 2024 (05.02.-16.02.) war es soweit, dass eine unserer ersten Mobilitäten im Rahmen des Erasmus+-Programms stattfinden konnte. Hierzu besuchten wir, OStR Rainer Huber und StRin Nina Ebner-Braungart, das öffentlichen Gymnasium IES Isabel La Católica in Madrid (Spanien). Unser sogenanntes Jobshadowing , also ein Kennenlernen anderer Schularten und Lehrkräfte im Ausland, war für uns etwas ganz Besonderes.
Rainer Hubert:
Eine Woche in einer anderen Schule verbringen zu können, ist ein Erlebnis, das ich jedem Lehrer nur wünschen kann. Wenn diese Schule dann auch noch im Ausland ist, dann ergeben sich zwangläufig ganz neue Einblicke und Eindrücke. Am Montagmorgen holte mich mein spanischer Betreuer, Herr Alvaro Martinez, am verschlossenen Eingangsportal zum Schulhof ab.
Ein Rundgang über das Schulgelände und ein Einblick in die fünf Gebäude schlossen sich an. Herr Martinez machte mich dann in der großen Pause in der Lehrercafeteria mit vielen anderen Lehrern bekannt und präsentierte mir meinen Stundenplan. Hauptsächlich hatte ich „Deutsch als Fremdsprache“, Geschichte, Englisch, aber auch beim Sportunterricht durfte ich dabei sein.Was ist mir positiv „aufgefallen“?
- Die Schüler nennen Ihren Lehrer beim Vornamen. Warum auch nicht!?
- Die Lernatmosphäre war entspannt.
- Lehrer und Schüler waren sehr freundlich und sehr interessiert daran, was ich hier mache.
Aber es gibt auch „Negatives“ zu berichten!
- Wie bei uns machen auch in Spanien nicht alle Schüler ihre Hausaufgaben.
- Die große Schulturnhalle ist etwas kleiner als die Hälfte der FFS-Halle.
Dafür gibt es aber auf dem Campus drei Hartplätze, auf denen auch in den Pausen einiges los ist.
Nina Ebner-Braungart:
Ziel der Reise war der inhaltliche und kulturelle Austausch, vor allem das spanische Schulsystem kennenzulernen und voneinander zu lernen. Die Schule mit ihren fünf Schulgebäuden liegt idyllisch direkt neben dem Parque del Retiro im Herzen von Madrid.
Besonders interessant für mich war, dass einige Fächer wie Kunst, Geschichte, Geografie und Sport bilingual – also teilweise auf Deutsch - unterrichtet werden.
Somit habe ich in den fünf Tagen, die ich dort verbracht habe, regulären Unterricht in den Fächern Spanisch, Theater und Englisch besucht, sowie dem bilingualen Unterricht in den Fächern Deutsch als Fremdsprache, Kunst, Geschichte, Geografie und Sport beigewohnt.
Mein Highlight war der Sportunterricht, der aufgrund der sehr kleinen Turnhalle bei Plusgaden auch im Winter auf den Hartplätzen im Innenhof stattfindet. So sollte es auch bei meinem Besuch sein und ich durfte bei zwölf Grad und Sonne beobachten, wie die Schülerinnen und Schülern die mir bis dahin unbekannte Sportart Colpbol spielten. Mein Kollege Israel war sehr erstaunt, dass in einigen Bundesländern in Deutschland Geschlechtertrennung im Sportunterricht üblich ist. Wie er mir mitteilte, würde das in Spanien als höchst diskriminierend gelten und auch Sportarten wie beispielsweise Fußball, von denen möglicherweise ein Geschlecht mehr profitieren könnte, seien im Sportunterricht in Spanien nicht mehr erlaubt.
Begeistert hat mich vor allem auch die Herzlichkeit der spanischen Lehrkräfte, mit denen ich mich in der Frühstückspause um 11:10 Uhr bei churros und café immer intensiv über die Schulorganisation, die pädagogische und die fachsprachliche Arbeit ausgetauscht habe. Dabei ist mir aufgefallen, dass trotz der kulturellen Unterschiede das spanische und das deutsche Schulsystem auch viele Ähnlichkeiten aufweisen. Wir alle wollen unseren Schülerinnen und Schülern möglichst viel beibringen.
Daneben gibt es aber auch einige Dinge, die in Spanien ganz anders sind.
Und nicht zuletzt ist das spanische Schulsystem eher vergleichbar mit dem einer Gesamtschule. Das birgt natürlich andere Hürden, die die spanischen Lehrerinnen und Lehrer täglich meistern müssen.
Wir bedanken und herzlich bei den spanischen Lehrkräften vor Ort und bei OStRin Verena Hebig für die tolle Organisation und Betreuung. Unser Dank gilt außerdem der EU, die einen Großteil unseres Aufenthaltes im Rahmen des Erasmus+ Programm finanziert hat.
Rainer Hubert, OStR und Nina Ebner-Braungart, StRin