Mit der Einführung des Lehrplans Plus und der damit verbundenen Neustrukturierung der Fächer in Pflicht- Wahlpflicht- und Wahlfächer hat auch das Schultheater einen neuen Stellenwert an den Fachoberschulen erlangt.
So ist es nun als eigenständiges Fach in den Kanon aufgenommen und wird auch mit einer Note im Abschlusszeugnis ausgewiesen. Diese zählt zwar nicht in den Schnitt, trifft aber doch eine wesentlich deutlichere Aussage als bisher „nur“ die Bemerkung über die Teilnahme am Schultheater.
Wenn man bedenkt, wie viele Unternehmen, von Drogeriemarktketten bis hin zu Bankhäusern, ihre Auszubildenden und Studenten mittlerweile verpflichtend Theaterworkshops absolvieren lassen, ist diese Aufwertung im schulischen Bereich sicher gerechtfertigt und ermöglicht damit auch ein zusätzlich positives Kriterium bei der Bewerbung.
Dieser (Neben-) Effekt steht zwar bei der Theaterarbeit an unserer Schule nicht im Vordergrund, zeigt aber, dass es sich bei der SchauSpielerei eben nicht nur um Spielen als hedonistisches Vergnügen handelt – Spielen ganz allgemein legt ja entscheidende Grundlagen für die Persönlichkeitsbildung.
Eine Aufzählung pädagogischer Überlegungen zu diesem Thema, deren Bogen sich von der Vermittlung von Schlüsselqualifikationen wie dem verantwortungsvollen, ausdauernden Arbeiten innerhalb einer Gruppe auf ein gemeinsames Ziel hin über den Erwerb zahlreicher Kernkompetenzen wie der Präsentation vor fremdem Publikum bis hin zur individuellen Schulung von Rhetorik, Mimik und Gestik spannen lässt, sei an dieser Stelle nur angeschnitten.
Die Konfrontation mit einem neuen Stoff, die intensive Auseinandersetzung mit einem Thema, einer Rolle, eröffnen neue Horizonte. Das Theater bietet so den Raum, andere Denk- und Handlungsstrategien auszuprobieren, sich auf Fremdes einzulassen und ein Gespür für unterschiedliche Interpretationswege zu entwickeln und diese in ihrer Wirkungsweise zu verstehen.
Somit hilft das Schultheater Kompetenzen zu erlernen und zu festigen, die im weiteren (Berufs-) Leben der Schüler durchaus von Bedeutung sind, was die Wertschätzung des Faches durch den neuen Lehrplan erfreulich widerspiegelt.
Friedemann Müller, OStR