In der Friedrich-Fischer-Schule ist das Design aus Weimar und Dessau angekommen
Sie haben die Welt verändert, sie haben Architektur- und Design-Ikonen geschaffen und sie inspirieren Kunst- und Kulturschaffende in allen Ländern der Erde noch heute: Die Künstlerinnen und Künstler des 1919 in Weimar gegründeten Bauhauses. 1933 wurde es, damals schon von Dessau, wo es ab 1925 unterkam, nach Berlin übergesiedelt, von den Nationalsozialisten endgültig zugesperrt.
Zahlreiche Künstlerinnen und Künstler, die am Bauhaus lehrten und studierten, konnten, Gott sei es gelobt, ins benachbarte Ausland fliehen, nach Amerika auswandern oder in das damalige Palästina. Dort, in den USA und in Palästina, trug die Bauhaus-Lehre weiter Früchte, sodass es insbesondere in Palästina noch heute Tausende von Bauhausgebäuden gibt. Tel Aviv, die vormalige Hauptstadt Israels, wird bis heute die „Weiße Stadt“ geheißen, weil dort Bauhaus-Architekten über 4000 Gebäude im internationalen modernistischen Stil errichteten.
Bauhaus-Seminar
Das Seminar von OStR Rüdiger Klein ist dem Bauhaus seit Sommer 2019 auf der Spur und hat kurz vor den Weihnachtsferien und vor dem Ende des Bauhaus-Jubiläumsjahres eine Exkursion nach Dessau unternommen, wo das Bauhaus nach seiner Verbannung aus Weimar von 1925 bis 1932 sein Domizil aufschlagen durfte. Dort findet sich auch die größte Dichte an erhaltenen architektonischen Hinterlassenschaften der Bauhäusler und seit September 2019, wie übrigens in Weimar auch, ein neues Museum. Dieses Haus versucht öffentlich sichtbar zu katalogisieren, was international immer noch lebt und nachwirkt: Das Bauhaus und abertausende seiner Design-Gegenstände.
Selbst der sogenannte A-Bau der Friedrich-Fischer-Schule wäre ohne den architektonischen und designerischen Erfindungsreichtum der Bauhauskünstlerinnen und -künstler nicht denkbar.
Mit diesen Beobachtungen sind dann tatsächlich schon beinahe alle Themen angesprochen, die im Seminar „Bauhaus“ an der FFS bearbeitet wurden.
So fortschrittlich das Bauhaus sich in Architektur und Kunst zeigte, so konservativ blieb es dann doch hinsichtlich der Gleichberechtigung von Mann und Frau.
Zur Erinnerung: 1919, das Geburtsjahr der Weimarer Republik und des Frauenwahlrechts in Deutschland, es führte im Bauhaus zum Impetus der Gleichberechtigung für Mann und Frau. Letztlich, so wurde es den Seminarteilnehmern vor Ort in Dessau auch wieder verdeutlicht, letztlich wurden die Bauhäuslerinnen aber alle in die Weberei abgedrängt, weil alles andere dann doch nicht die Sache der Frauen sei.
Und noch ein Thema des Seminars war in Dessau vorbildlich zu studieren. Im Südosten des Stadtzentrums entstand ab 1926 die „Retortenstadt“ Törten. Ein Stadttrabant, in dem in Zeiten höchster Wohnungsnot im Deutschen Reich sozialer Wohnungsbau in Reihenhauszeilen, Laubenganghäusern und Punkt-Hochhäusern durchexerziert wurde. Sensationell neu waren seinerzeit die Methoden des industriellen Wohnungsbaus nach Art des Baushausgründers Walter Gropius auf jeden Fall. Und ihren nachhaltigsten Widerhall fand diese rationelle Gebäude-Produktion nach dem Aus für das Bauhaus in Tel Aviv.
Sozialer Wohnungsbau und das Bauhaus in Palästina sind zwei weitere Themen, deren Bearbeitung sich die Seminaristinnen und Seminaristen des Bauhaus-Seminars in ihren Arbeiten angenommen haben.
Treppen und Bodenbeläge
Und natürlich hätte es, so auch an zahlreichen Fotografien zu sehen, die die Exkursionsteilnehmer aus Dessau mit gebracht haben, noch jede Menge weitere, spannende Bauhaus-Seminarthemen gegeben: Bauhaus-Fotografie, Bauhaus-Typografie, Bauhaus-Triadisches-Ballett, Bauhaus-Türklinken, Bauhaus-Treppen oder ganz schnöde: Bauhaus-Bodenbeläge. Letztere sind in wenig guter Qualität als Replika im Containerbau der FFS zu bewundern.
RÜDIGER KLEIN