Die FS11b bei einer Lesung zur Entnazifizierung
Anfang März nahm die FS11b im Rahmen des Geschichtsunterrichts an einer Lesung von Niklas Frank im Theater am Neunerplatz in Würzburg teil. Frank (79) ist der Sohn des "Schlächters von Polen", Hans Frank. Der hatte als NS-Generalgouverneur und Stellvertreter Hitlers die Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Polen zu verantworten, wofür er 1946 gehängt wurde. Mit drei Büchern hatte sich Hans Frank schon früh von seinem Vater und seiner familie distanziert und steht für Menschlichkeit und Miteinander. In Würzburg las er aus seinem neuen Buch "Dunkle Seele, feiges Maul", in dem er sich mit der Entnazifizierung 1945 bis 1951 auseinandersetzt. Jennifer Weber, FS11b, berichtet.
Sehr getroffen
Der Ausflug und die gesamte Lesung haben mich fasziniert. Den Titel des Buches "Dunkle Seele, feiges Maul" finde ich sehr getroffen. Er ist auch äußerst direkt und genau dies hat mich dazu gebracht aktiv zuzuhören, denn als Unwissender möchte man natürlich erfahren, warum bereits der Titel die Menschen bei der Entnazifizierung 1945 - 1949 derart anklagt. Und natürlich ist der Titel mehr als berechtigt, wie sich nach der Lesung herausgestellt hat. Zwei Aspekte, dich ich bei der Lesung aufschnappen konnte, haben mich besonders geärgert.
Zwei Ärgernisse
In den Fragebögen, die den Entnazifizierungs-Spruchkammern vorgelegt werden mussten, versuchten die Menschen sich auf jegliche Art und Weise rauszureden. Die absurdeste Geschichte war einem nicht zu schade. Man musste ebenfalls erklären können, warum man der Partei beigetreten ist und warum man ggf. eine Gräueltat begangen hatte. Nach genauem Studium konnte Frank feststellen, dass bei den Antworten, die Menschen versuchten, sich herauszureden. Sie verwendeten keine demokratischen Worte, sondern oft nationalsozialistische.
Und: Jeder kennt die Geschichten von Dachau. Ein Ort des Leidens, der Zerstörung und die pure Verkörperung der Unmenschlichkeit. Damals jedoch haben sich die Menschen darüber lustig gemacht: Es gab ein Lied, das auch von von einem Kabarettisten gesungen wurde.
Was geht uns die Entnazifizierung heute an?
Es ist wichtig, dass wir jene Taten von damals nie vergessen. Allein deswegen geht es uns heute etwas an. Eine Sache, die ich aus seiner Voresung mitgenommen habe ist, dass auch gelehrte Menschen unrecht tun können. Man geht davon aus, dass Doktoren, Notare bzw. Menschen mit Studiums es besser wissen müssten, aber nein, das muss nicht so sein. Frank erzählte von einer Entführung einer Frau durch NS-Schergen, an der ein NS-Notar beteiligt war.
Familiengeschichte
Warum uns die Entnazifizierung heute noch was angeht, möchte ich am Beispiel der Familiengeschichte erklären. Niklas Frank erforschte seine grausame Familiengeschichte. Wie seine könnte jede Familie an den grausamen Taten von damals beteiligt gewesen sein. Wichtig jedoch ist, dass man sich bewusst ist, dass man selbst nicht verantwortlich für die Taten seiner Vorfahren ist. Allerdings hat man die Verantwortung, mit seinen Werten und Taten gegen diese Un-Werte anzugehen, die heute immer wieder auftauchen: Fremdenhass, Rassismus, Gewalt und Diktatur. Niklas Frank ist sich dessen bewusst und macht es uns bewusst.
Auswirkungen
Etwas, das Frank leider nur kurz aufgegriffen hat und was ich persönlich am wichtigsten finde, ist die Frage, ob die NS-Zeit und die Entnazifizierung auch heute noch Auswirkungen hat. In Familien von Tätern, wie der von Frank, wird über die damaligen Geschehnisse geschwiegen. Das ist der falsche Weg! Die NS-Zeit darf nie vergessen werden, damit wir Menschen daraus lernen und das geht nur wenn wir darüber reden. Der Appell, der daraus folgt, ist, dass wir Menschen sind und allein das macht es uns zur Aufgabe, dass wir uns in die Vergangenheit hineinversetzen und unsere Schlüsse daraus ziehen.
Jennifer Weber, FS11b