Arbeit mit literarischen Neuerscheinungen
Eines der Ziele, die wir als Schule für unsere Schülerinnen und Schüler verfolgen, ist Teilhabe am kulturellen Leben. Sie sollen dazu befähigt werden, aus der großen Anzahl von Möglichkeiten, „Kultur“ zu erleben, auszuwählen und damit etwas anzufangen.
Eine solche Möglichkeit bietet die Seminararbeit im Fach Deutsch. Die Schule bemüht sich grundlegend um Leseförderung. Ein Ansatz dabei ist, interessante und anspruchsvolle Neuerscheinungen unter bestimmten Fragestellungen in Seminararbeiten analysieren zu lassen. Zwei Schülerinnen haben dabei in diesem Schuljahr mit besonders guten Ergebnissen abgeschnitten.
Antonia Schneiderbanger hat ihre Arbeit mit dem Thema "Analysieren Sie die Qualitäten des Buches 'Sie kam aus Mariupul' von Natascha Wodin, die zur Auszeichnung mit dem Leipziger Buchpreis geführt haben" geschrieben. Das Buch ist die eindrucksvolle Geschichte einer Familienrecherche. Natascha Wodins Eltern waren russische Zwangsarbeiter, geknechtet, missbraucht und hoffnungslos, und die Tochter begibt sich auf Spurensuche, bei der das Internet eine wichtige Rolle spielt und fast Unglaubliches über die Familie zutage bringt. In nüchterner Darstellung wird hier Erinnerungsarbeit geleistet, werden die Schrecken des 20. Jahrhunderts ungeschönt dargestellt. Die Schülerin hat diese nicht einfache Aufgabe sorgfältig und einfühlsam bearbeitet.
Das Thema "'Wir sehen uns am Meer'. Darstellung des israelisch-palästinensischen Konflikts anhand einer persönlichen Geschichte" wurde von Amelie Steinruck gewählt. Der Roman handelt von einer leider „unmögliche“ Beziehung zwischen einem Palästinenser und einer jungen Frau aus Israel, die sich in New York kennenlernen und sich verlieben. Er ist durchaus von politischer Brisanz: Er wurde in Israel als Schullektüre verboten. Dies war aber nur ein Aspekt bei der Bearbeitung, auch der historische Hintergrund des Nah-Ost-Konflikts musste verstanden und dargestellt werden, zusätzlich zur genauen Sichtung des Textes, was Genauigkeit und diszipliniertes Arbeiten erforderte.
Beide Schülerinnen haben für ihre „Teilhabe am kulturellen Leben“ ein großes Lob verdient.
Margarete Brand, Studiendirektorin