Wo, wenn nicht hier? Genau am richtigen Ort, im Foyer der Wilhelm Sattler Realschule, findet sich bis 20. Oktober eine Ausstellung der Bundeszentrale für politische Bildung. „Was glaubst du denn?! – Muslime in Deutschland“ heißt sie und ist in einer Stadt wie Schweinfurt mit rund zehn Prozent türkischstämmiger Bevölkerung ein gut gemachtes Instrument, um nicht nur bei Jugendlichen Vorurteile gegenüber den deutschen Muslimen abzubauen.
Was bewegt junge Muslime?
Was bewegt muslimische Jugendliche? Wie denken sie über ihre Zukunft? Was bedeutet ihnen ihre Herkunft? Diese Fragen stellt sich die Ausstellung, die zwar 2012 konzipiert wurde, aber auch fünf Jahre später nichts an Aktualität verloren hat. „Wir neigen zur Generalisierung“, weiß Jutta Spoden von der Bundeszentrale, doch es ist wichtig zu verstehen, dass die Menschen verschieden sind, dass gerade Religionen verschieden sind und der Islam sicher nicht das Zerrbild aus Krieg und Terror aus den Medien und den AfD-Parolen vor der Bundestagswahl ist. „Wir wollen Normalität zeigen, uns mit Identität befassen. Kein Mensch ist nur durch seine Religion geprägt, sondern immer durch sein gesamtes sozio-kulturelles Umfeld“, betont Spoden. Mit der aufwändig gemachten Show für Schülerinnen und Schüler ab der fünften Klasse – nach Schweinfurt durch eine Kooperation zwischen der Wilhelm Sattler Realschule, der FOS/BOS und dem Caritasverbands für Stadt und Landkreis Schweinfurt gekommen – will man ins Gespräch miteinander kommen und Reflexion auslösen.
Moderne Präsentation
Das wird vor allem auch dadurch versucht, dass die Präsentationsform den modernen Sehgewohnheiten mit Videoportraits, Comics und Animationsfilmen entspricht. Außerdem können die Besucher an interaktiven Stationen selbst Filme produzieren und Kommentare hinterlassen. Das Spannende an der Interaktion mit den Lebensgeschichten der sieben jungen Menschen, die sich in der Ausstellung präsentieren und von ihrem Leben, ihren Hobbys, ihren Träumen und auch ihren Zugang zum Islam erzählen, ist, dass man schnell merkt, dass Schubladen-Denken hier nicht funktioniert.
Existenzielle Fragen für alle
Die Frage nach Identität, wo man herkommt, welche Wurzeln man hat und warum man denkt, wie man denkt, beschäftigt alle. Und genau das macht die Ausstellung so sehenswert. Angesichts des größer werdenden Anteils von Schülern mit Migrationshintergrund, Übergangsklassen für Flüchtlinge und einem ausgeprägten Engagement der Schulen in der Flüchtlingshilfe, freuten sich Realschulleiter Georg Harbauer und FOS/BOS-Chef Harald Bauer sehr über das Projekt, an dem im übrigen alle Schulen aus Stadt und Landkreis teilhaben und bis 20. Oktober Führungen buchen können. Am 27. September (17 Uhr) und 17. Oktober (17.30 Uhr) gibt es auch öffentliche Führungen in der Aula der Sattler-Realschule.
Schüler führen Schüler
Ein Aspekt ist ganz besonders bemerkenswert, von der Bundeszentrale schon grundsätzlich im Konzept eingebaut. Das Peer-Programm, bei dem sich in Schweinfurt 37 Schülerinnen und Schüler aus Realschule und FOS/BOS gemeldet haben, vier Tage lang zu Führern durch die Ausstellung weitergebildet wurden und nun entsprechend ihrer Jahrgangsstufe andere Schüler begleiten. Die Erfahrungen sind rundum positiv: Es ist einfach etwas anderes, wenn Schüler mit Schülern über Träume, Wünsche und Religion reden, als wenn das Erwachsene tun. Auch das ein Aspekt, der diese Ausstellung zu einer bemerkenswerten macht.
Quelle: https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/Ausstellungen-und-Publikumsschauen-Islam-Muslime-Realschulen; von Oliver Schikora 21. September 2017 © Main-Post 2017