Wanderausstellung setzt auf Peer Education
Eine bewährte Kooperation trägt plötzlich noch ganz andere Früchte. Seit Jahren schon pflegen die FFS und die benachbarte Wilhelm-Sattler-Realschule eine für die Schülerinnen und Schüler und deren Eltern wie auch für die Lehrerinnen und Lehrer beider Schulen gleichermaßen gewinnbringende Partnerschaft. Zum Auftakt des Schuljahres 2017/2018 erreichte man auf der Basis dieser Kooperation, dass die Ausstellung „Was glaubst Du denn?! - Muslime in Deutschland“ für Schülerinnen und Schüler beider Schulen zugänglich gemacht werden konnte. Die FFS leidet seit vielen Jahren unter Raumnot doch die Wilhelm-Sattler-Realschule hat im Neubau eine großzügige Aula. So wurde das Ausstellungsprojekt „Was glaubst Du denn?!“ für die Schülerinnen und Schüler beider Schulen realisiert. Und es wäre ein großer Schaden für das interkulturelle Zusammenleben gewesen, hätte die Ausstellung nicht auch in Schweinfurt Station machen können. Die Besonderheit bei diesem Projekt, das seit mittlerweile über vier Jahren durch ganz Deutschland tourt, ist die „eingebaute“ Kompetenzorientierung bei den Inhalten und ihrer Präsentation.
Inhaltliche Weiterentwicklung?
Gezeigt werden in der Ausstellung die Facetten des Alltags von Muslimas und Muslimen in Deutschland. Erstaunlich genug ist es allerdings, dass die Ausstellung, die sich ja bevorzugt mit den Lebensentwürfen muslimischer Jugendlicher in Deutschland befasst, diese Jugendlichen erst 50 Jahre nach den Anwerbeabkommen mit der Türkei, Marokko und Tunesien in den Fokus des Interesses rückt. Und noch eine Überraschung darf der Ausstellungsbesucher erwarten: Konzipiert wurde die Ausstellung im Jahre 2012, auf Tour ging sie ab Juni 2013 und keinerlei inhaltliche Weiterentwicklung hat sie seither erfahren – September 2015 hin oder her! Das mochte dann sogar den Jugendlichen und jungen Erwachsenen auffallen, die sich im Schuljahr 2017/2018 in der Integrationsvorklasse an der FFS eingeschrieben haben.
Überarbeitung lohnend!
Eine Überarbeitung wäre doch einmal eine lohnende Investition der Veranstalter und Förderer, der Bundeszentrale für politische Bildung, Bundesministerium des Inneren und des Europäischer Integrationsfonds der Europäischen Union gewesen. Wenigstens digital hätte man nacharbeiten können. Denn spätestens am sehr zögerlichen Rücklauf von Besucher-Videos, die im Rahmen der Ausstellung erstellt und nach einer Prüfung online gestellt werden sollen, hätte man ablesen können, dass eine Ausstellung, deren Tournee ursprünglich nach zwei Jahre hätte enden sollen, nicht einfach über einige weitere Jahre und historische Ereignisse hinweg ohne Überarbeitung fortgeschrieben werden darf. Die von Ausstellungsbesuchern verfassten Videos kann man online betrachten: http://www.wasglaubstdudenn.de/spuren/141915/videobox
Die beiden vorerst letzten Beiträge sind im März 2015 und im März 2017 erschienen. So viel also zum Thema bundesdeutsche Digitalisierungsoffensive ohne angemessene, aktuelle oder kritisch gesichtete und upgedatete Inhalte.
Kluges Konzept „Peer-Begleitungen“
Toll ist hingegen die Idee, die Ausstellungsinhalte, die nicht ausschließlich interaktiv aufgerufen werden können, von sogenannten Peer Guides präsentieren zu lassen. Jugendliche fragen nun mal Jugendliche ungebremster, ungenierter und ungehemmter. Also dürfen sich die Lehrkräfte da einmal ganz bewusst heraushalten aus dem Geschehen. Sowohl an der Wilhelm-Sattler-Realschule als auch an der FFS wurden im Vorfeld der Ausstellung Schülerinnen und Schüler zu Peer Guides ausgebildet. Ihnen bei den bis zu zwei Zeitstunden andauernden Rundgängen zuzuhören, war dann allemal der Beleg, dass das Konzept der Peer-Begleitung eine einfache, zwingende und kluge Idee ist. Die Einen können dabei ihre Kompetenzen beweisen, die Anderen können mit Hilfe kompetenter Anleitung ihre Kompetenzen anwenden und erweitern. Aber auch hier wurde schnell deutlich: Kompetenzorientierung ohne Input alleine, ist keiner Weisheit letzter Schluss.
In Schweinfurt machte die Ausstellung „Was glaubst Du denn?! - Muslime in Deutschland“ vom 20.09.2017 bis 20.10.2017 Station.
Rüdiger Klein, Studienrat