Psychologie - ein Wort aus der griechischen Sprache - heißt eigentlich „Seelenkunde“. Sie befasst sich mit den Äußerungsformen des menschlichen Seelenlebens und will diese untersuchen. Unser nach außen sichtbares Verhalten, inneres Erleben und daraus resultierendes Reagieren und Handeln sowie Fragen nach dem Funktionieren der menschlichen Wahrnehmung, des Gedächtnisses und nach den Beweggründen menschlichen Handelns sehen wir also unter dem Fokus wissenschaftlicher Beobachtung.
In ihrem Alltag interessieren sich sehr viele Menschen für Psychologie, weil sie ihr eigenes Leben, Erleben und die Reaktionen ihrer Mitmenschen besser verstehen eventuell helfen wollen. Wir alle nutzen dazu in unserem Alltag und täglichen Miteinander persönliche, psychologische und pädagogische Vorstellungen und Vorgehensweisen, die wir aus einem natürlichen sozialen Gespür heraus mitbringen. Somit sind wir alle „Alltagspsychologen“ und ganz abgesehen davon, hat die wissenschaftliche Psychologie nahezu zu allen Themen des Alltags etwas beizusteuern: Werden wir nicht in vielen Situationen unseres täglichen Lebens psychologisch beeinflusst? Etwa beim Einkaufen, durch Werbestrategien, im Straßenverkehr, im Berufsalltag, in der Politik etc …. Es gibt demnach nahezu keinen Lebensbereich, zu dem Psychologen nichts zu sagen hätten.
Das Kernfach Pädagogik und Psychologie im Ausbildungsbereich Sozialwesen ist also ein sehr lebensnahes Fach, in dem die SchülerInnen sich mit komplexen psychologischen und pädagogischen Fragestellungen, Grundbegriffen und wissenschaftlichen Theorien auseinandersetzen können. Dabei achten wir darauf, abstrakte wissenschaftliche und theoretische Begrifflichkeiten schülerzentriert und lebensnah - aber auch auf hohem fachlichem Niveau - zu vermitteln. Der Unterricht greift dabei alltägliche Situationen und vor allem auch die in der fachpraktischen Ausbildung (z.B. in Kindergärten, Krankenhäusern, Einrichtungen der Altenpflege und sonderpädagogische Einrichtungen) gewonnenen Beobachtungen, Einsichten und Erfahrungen auf. Wir verstehen es als unsere Aufgabe, dass sich unsere SchülerInnen handlungs- und praxisorientiert auf pädagogische und psychologische Fragestellungen einlassen und im schulischen Rahmen Bereitschaft, Motivation und grundlegende Kompetenzen erwerben, die sie zu einem künftigen Studium oder Berufsleben in sozialwissenschaftlich ausgerichteten Arbeitsfeldern befähigen.
Berufswahl und Berufsfindung als zentrale Entwicklungsaufgabe unserer SchülerInnen
Die Berufswahl ist in der Biographie Jugendlicher ein bedeutendes Ereignis. Die berufliche Bildung ist eine grundlegende Voraussetzung für die gesellschaftliche Integration und das individuelle Wohlbefinden. Durch die Entscheidung für eine bestimmte berufliche Ausbildung, entweder in Form einer speziellen weiterführenden Berufsausbildung oder des Studiums nach Abschluss der Fachoberschule, werden die Weichen gestellt für eine gelingende und erfolgreiche Integration in den Arbeitsmarkt.
Vor diesem Hintergrund stellt die Berufsfindung für unsere SchülerInnen gegenwärtig einen zentralen Lebensinhalt dar, der den gesamten späteren Lebenslauf strukturiert. Die Berufswahl bzw. Berufsfindung hat folglich nicht lediglich eine punktuelle Bedeutung, sondern ist mit längerfristigen Folgen verbunden, die allerdings zum Zeitpunkt der Berufswahlentscheidung i.d.R. nicht sicher vorhersagbar sind.
Unsere SchülerInnen können aus einer fast unüberschaubaren Vielzahl an Ausbildungsrichtungen und universitären Studiengängen wählen. Auch sehen sie sich einer sich immer schneller verändernden Arbeitswelt gegenüber. In den wenigsten Fällen wird mit der Entscheidung für eine Ausbildung oder ein Studium noch der Beruf fürs Leben gewählt. Mit diesem ständigen Wandel des Arbeitsmarktes und des Bildungssystems sind die Lebensentwürfe unserer SchülerInnen vielseitiger und komplexer geworden.
Wir sehen es als unsere Aufgabe an, unsere SchülerInnen während ihrer Schulzeit an der Fachoberschule in diesem für sie schwierigen Findungsprozess zu unterstützen. Im Schwerpunktfach Pädagogik/ Psychologie erhalten sie ein vertieftes Grundlagenwissen für alle weiterführenden Ausbildungsgänge im großen Kanon sozialer Berufe. Insbesondere während der fachpraktischen Ausbildung begleiten wir unsere SchülerInnen als „Betreuungslehrer“ bei ihren ersten praktischen Erfahrungen in der Arbeitswelt und unterstützen sie aktiv, sich mit ihrer getroffenen Grundentscheidung, einen sozialen Beruf zu ergreifen, auseinanderzusetzen.
Die fachpraktische Ausbildung (fpA) in der 11. Jahrgangsstufe als Unterstützung und Orientierungshilfe bei der Berufsfindung:
Der Bildungsauftrag der Fachoberschule sieht einen starken Praxisbezug vor. Dieser geht vor allem von der schulbegleitenden fachpraktischen Ausbildung aus, die ein besonderes Wesensmerkmal dieses Schultyps bildet. Diese findet in der 11. Jahrgangsstufe statt und umfasst ebenso viele Wochen wie der Schulunterricht. An der Staatlichen Fachoberschule Schweinfurt erfolgt sie in Blockform mit ca. jeweils dreiwöchiger Dauer in außerschulischen Einrichtungen im Wechsel mit dem allgemeinen und fachtheoretischen Unterricht. Dieser Wechsel von Unterricht und fachpraktischer Ausbildung macht die spezifische Form der dualen Ausbildung an der Fachoberschule aus.
Wichtig für das Erreichen der Ziele der fpA ist, dass die Schülerinnen und Schüler in verschiedenen Tätigkeitsbereichen (erzieherischer und pflegerischer Ausbildungsbereich) arbeiten und dabei unterschiedliche Einrichtungen kennen lernen. Der Wechsel der Ausbildungsbereiche erfolgt verpflichtend zum Schulhalbjahr.
Ziele der fachpraktischen Ausbildung
Persönlichkeitsbildende Funktion
Viele ehemalige SchülerInnen bestätigen, dass die fachpraktische Ausbildung für sie eine sehr lehrreiche Zeit gewesen sei, die sie nicht mehr missen wollten. Die Erfahrung zeigt, dass die SchülerInnen nach einer ggf. unsicheren und anstrengenden Anfangszeit in die Rolle des Praktikanten schnell hineinwachsen und die Berufswirklichkeit, mit der sie im Rahmen ihrer Aufgaben konfrontiert sind, bewältigen. Dabei entdecken viele PraktikantInnen im Laufe ihrer Praktikumszeit persönliche Fähigkeiten und Stärken an sich (z. B. im pädagogischen Umgang mit Kindern oder bei der Pflege alter Menschen), die ihnen zuvor noch nicht bewusst waren. Oft berichten SchülerInnen mit erkennbarem Stolz darüber, im Praktikum viele schwierige Situationen bewältigt zu haben, die sie sich vorher nicht zugetraut hätten – was für die persönliche Reife eine gewinnbringende Erfahrung darstellt.
Orientierungsfunktion und Berufsfindung
Das Praktikum bietet den SchülerInnen die Möglichkeit, durch aktive Mitarbeit, Erfahrung und Reflexion festzustellen, ob sie für einen sozialen Beruf geeignet sind. Die Erfahrungen vor Ort zeigen jedem Einzelnen seine persönliche Belastbarkeit, seine Stärken, Neigungen und Fähigkeiten auf. Oftmals entsteht bei unseren PraktikantInnen die wertvolle Erkenntnis, dass sie z. B. lieber einen Beruf mit vornehmlich erzieherischen Aufgaben erlernen wollen, als im Pflegebereich zu arbeiten (oder umgekehrt). Auch halten wir die Einsicht der PraktikantInnen, zu wissen, was sie nicht wollen, für eine wertvolle Erkenntnis. Auch damit ist das durchlaufene Praktikum nicht sinnlos, sondern für die persönliche Berufsfindung von großem Nutzen!
Weitere organisatorische Hinweise zur fachpraktischen Ausbildung
Die in Pädagogik und Psychologie unterrichtenden Lehrer betreuen und begleiten die SchülerInnen auch während der fpA. Sie sorgen dafür, dass sie das Praktikum nicht nur „durchlaufen“, sondern sich mit ihren Erfahrungen und Erlebnissen intensiv auseinandersetzen; sie beraten sie in Problem- und Konfliktsituationen und geben Hilfestellung bei der Aufarbeitung von belastenden Situationen. Sie sind Ansprechpartner und Begleiter.
Während des Praktikums werden die Schüler in regelmäßigen Abständen von ihren BetreuungslehrerInnen besucht. Diese stehen auch im Kontakt zur Praktikumsstelle, zu Gruppen- und Einrichtungsleitern.
Zu Beginn jedes Schuljahres findet für alle Praktikanten eine Einführungsveranstaltung statt. Hier werden alle Fragen zum bevorstehenden Praktikum geklärt. Durch weitere praktikumsbegleitende Veranstaltungen während des Schuljahres im Rahmen der fpA-Tage oder im Unterricht der fachpraktischen Vertiefung werden die vor Ort gesammelten Erfahrungen vertieft, aufgearbeitet, nachgearbeitet und ausgetauscht.
Die SchülerInnen sind verpflichtet, eine festgelegte Anzahl von Praktikumsberichten anzufertigen, um ihre Erfahrungen aufzuarbeiten und eigene Lernprozesse besser zu durchschauen. Zudem bieten die Berichte eine gute Möglichkeit zur Verknüpfung von Theorie und Praxiswissen. Diese Berichte gehen in die Gesamtbewertung mit ein.
Das Praktikum beginnt nicht für alle SchülerInnen zum gleichen Zeitpunkt. Dieser hängt davon ab, in welche Klasse jemand eingeteilt wird, da die Schulklassen der 11. Jahrgangsstufe sich jeweils abwechselnd in der Schule oder im Praktikum befinden. Einige Klassen gehen direkt nach der Einführungswoche in ihr Praktikum, nach dem ersten Schul- bzw. Praktikumsblock erfolgt der Wechsel.
Die SchülerInnen besuchen eine Praktikumseinrichtung jeweils ein Schulhalbjahr in den für das Praktikum festgelegten Praktikumsblöcken. Zum Schulhalbjahr (Zwischenzeugnis) erfolgt der Wechsel in die zweite Praktikumsstelle. Das Praktikum wird also in zwei Praktikumseinrichtungen abgeleistet.
Bei der Anmeldung an der Fachoberschule erhalten Sie ein Informationsblatt über Ablauf und Organisation der fachpraktischen Ausbildung mit einer Auflistung möglicher Tätigkeitsfelder, in denen ein Praktikum abgeleistet werden kann.
Für PraktikantInnen in Einrichtungen der vorschulischen Kinderbetreuung (z.B. Kindergarten) in Bayern gelten die Regelungen der Arbeitsmedizinischen Vorsorgeverordnung (ArbMedVV). An dieser Stelle verweisen wir auf den Brief von German Denneborg (Ministerialdirigent) vom 16.11.2009.