Erasmus+ Programm in Sedu, Seinajöki, Finnland
Vier Lehrer auf offizieller Mission in Skandinavien, um internationale Beziehungen im Bildungsbereich anzubahnen. Dagmar Wittig, Markus Vogel, Christoph Martin und Stefan Pfister knüpften erste zarte Bande mittels eines Job-Shadowing an der Sedu in Seinäjoki.
Wir wurden nach einer langen Anreise in Helsinki von regnerischem Wetter und uns vertrauten niedrigen Temperaturen um ca. 8 Grad begrüßt. Unser Aufenthalt dauerte von Montag bis Donnerstag. Sonntag und Freitag waren jeweils als Reisetage eingeplant. Am Montag holte Juha Rippii, die offizielle Kontaktperson, uns mit seinem Auto vor dem Hotel Alma ab, in dem wir angemessen residierten. Wir fuhren sodann zu einem ehemaligen Einkaufszentrum, das sich als Sedu Suupohantie Campus entpuppte. In Finnland ist man kreativ. Das eigentliche Einkaufszentrum, der Idea Market, hatte das Gebäude verlassen und war ca. 500 Meter weitergezogen. Der Leerstand wird nun kreativ für schulische Zwecke genutzt.
Das Gebäude der Schule ist also ein großer rechteckiger Kasten, der nie für solche Zwecke vorgesehen war, aber erstaunlich gut funktioniert. Der große Nachteil wurde schnell ersichtlich. Es gibt darin wenig natürliches Tageslicht (nur auf einem Hauptgang) und vorwiegend nur künstliche Beleuchtung mit Neonröhren. Das ist nicht ganz ideal, aber wie man uns mitteilt auch nur als Übergangslösung gedacht. Die Schule soll einen Neubau bekommen. Der größte Vorteil bei diesem Gebäude ist: Es gibt unglaublich viel Platz für alle möglichen Räume und Sondereinrichtungen.
600 Beschäftigte sind insgesamt an der Schule, die eine Mischung aus beruflicher Schule und Berufsförderzentrum darstellt. Diese arbeiten nicht alle in Vollzeit als Lehrende. Es gibt Beschäftigte, die dort nur bestimmte Aufgaben übernehmen, welche die Lehrkräfte bei ihrer Tätigkeit unterstützen. So gibt es Medienfachleute, die in einem Studio Podcasts, Erklär- und andere Videos erstellen oder auch die Lehrenden bei der Erstellung von Lehrmaterial unterstützen; abgesehen von ca. 20 IT-Fachleuten, die ebenfalls in Vollzeit nur die Aufgabe haben, die digitale Infrastruktur am Laufen zu halten. Jeder Lernende hat bis zum Alter von 18 Jahren ein Anrecht auf einen PC oder Laptop und ist in der Schule mit einem O365-Account zusammen mit einem Moodle-Account registriert. Das bedeutet, jeder muss Moodlekurse bearbeiten und auch die Software von MS-Office im Rahmen des bekanntes O365-Cloudpaketes verwenden. Mehrheitlich arbeiten die Lernenden mit eben diesen Moodle-Kursen und müssen damit auch eine bestimmte Anzahl von Punkten (graduations points) erreichen. Diese Kurse ersetzen die bei uns vorhandenen Leistungsnachweise komplett. Die Nutzung von Onenote mit dem Klassennotizbuch ist dort weitgehend unbekannt. Es gibt ca. 5000 Studenten, über das Jahr verteilt in wechselnden Standorten und Kursen sogar 12000 Lernende. Der Unterricht wechselt blockweise zwischen der Einzelarbeit am PC oder Laptop mit reinen kollaborativen Praxisteilen ab, die in speziellen Einrichtungen auf dem Campus stattfinden. So gibt es z.B. einen Friseursalon, eine Lernküche, einen Fitnessraum und vieles andere mehr.
Wir erhielten einen mehrtägigen Einblick in den Campus der SEDU-Schule und lernten, dass das finnische Schulsystem sich deutlich von dem bayerischen unterscheidet. So hat jeder Lernende auch ein Anrecht auf ein kostenloses Mittagessen in der Kantine. Man warnte uns davor, dass die Finnen sehr schweigsam sind und wenig reden. Das kann man von unseren Gastgebern so nicht behaupten. Wir wurden ausführlich instruiert und umfassend informiert. Es kam dann noch zu wichtigen Verhandlungen über mögliche Praktika und Schüleraufenthalte. Tanja Rajala und Tuire Karvala stellten uns eine weitere Zusammenarbeit in Aussicht. Wir freuen uns auf weitere Aktionen in der Zukunft. Es hat sich gelohnt, einen Versuch zu wagen, was auf finnisch "usukulla yrittää" heißt.
Stefan Pfister, OStR