Chapeau für unseren Chef
Was für ein gelungener Einstieg zum Ausstieg. Ein Trailer bringt eine Umfrage in Schweinfurt. Wer den Mann auf dem parodierten Spiegel-Cover kennt, wollen die FFS-Schüler-Reporter von Passant*innen im Stadtzentrum wissen. „Könnte es der Franz Josef Strauß sein“, fragt eine ältere Dame vorsichtig zurück und eine jüngere meint, der Herr auf dem Cover sehe doch recht freundlich aus, sie wünsche ihm alles Gute, denn sie liebe freundliche Menschen. Das sehen im Trailer noch zahlreiche weitere Befragte ganz ähnlich.
Ein Großer geht
Dann ist das kleine Filmchen aus und Matthias Endres, unser Hausmeister, hat im Abspann mal wieder das letzte Wort: „Ja hoffentlich kommt er alleine zurecht, ohne mir“. Herzliches Lachen folgt und ein erstes Mal an diesem Nachmittag ein donnernder Applaus. Die eine oder andere Träne wird in der Rathausdiele von Schweinfurt da aber auch schon weggedrückt, und man merkt, da verabschiedet sich ein ganz Großer von seiner Schulfamilie. Und die Schulfamilie, die hat ihn ins Herz geschlossen.
Ein bisschen Sunnyboy
Schließlich, am Ende eines wohl vierstündigen Festes erklärt der scheidende Schulleiter Oberstudiendirektor Harald Bauer, der Mann mit den vielen Talenten, dann selbst, weshalb ihm die Herzen seiner Schulfamilie und auch die der nordbayerischen Schuladministration, wenigstens, einfach so zufliegen. Da geht er nämlich von der Bühne in der unteren Rathausdiele ab, der Sunnyboy, und hat ein Lied auf den Lippen, das noch einmal alles sagt über den Mann, dem die FFS-Schulfamilie viel, sehr viel, wenigstens aber die Ankunft in der Moderne zu danken hat.
Chapeau
Obwohl, man muss sensibel bleiben, so Schülersprecher Sebastian Morber in begnadeter Coolness an die Ministerialbeauftragte Heidi Hübner gewandt. Sie hat nach seinem Dafürhalten den Chef vollkommen zurecht herzlich gelobt und gewürdigt, aber eben wohldosiert. Denn es seien ja auch noch andere Schulleiter*innen im Saal, die sich getroffen fühlen könnten, wenn einer vor ihnen derart auf den Schild gehoben wird, fügt Morber hinzu.
Ganz leicht sei es ihm nach anfänglichem Zögern schließlich gefallen, die richtigen Worte zum Abschied zu finden, so Morber mit einem gewinnenden Lächeln: Lieber Herr Bauer, im Namen der ganzen Schülerschaft - herzlichen Dank für alles.
Chapeau, Punkt gemacht, die richtigen Worte zur richtigen Zeit, besser kann man es nicht sagen. Herzlichen Dank für alles, lieber Harald Bauer. Es war der gesamten Schulfamilie die Zeit mit Ihnen immer ein Fest.
Hymne
Und klar, auch beim festlich-heiteren Abschied hat unser Chef noch einmal einen Knüller parat.
Luz Mari Zambrano Schönfelder nimmt am E-Piano Platz, Augenkontakt mit dem Chef - und schon setzt es ein, das Bekenntnis des Harald Bauer.
I Did it My Way – was ein souveräner Schlusspunkt. Die Hymne von der Geradlinigkeit und der Aufrichtigkeit, das war einmal Frank Sinatra. Jetzt ist das für uns alle immer nur: Harald Bauer.
Streng geheim
Nun aber noch einmal sortiert und der Reihe nach.
Die drei verbliebenen Herren von der Schulleitung, die Sekretärinnen sowieso und die ganze Belegschaft der FFS, sie alle hatten es schon vor Weihnachten immer ganz geheim und wichtig.
Der Termin rückte unaufhaltsam heran: Harald Bauer würde Anfang März die Kommandobrücke der FFS Schweinfurt verlassen. Und alle waren sich einig, das konnte keine klassische Verabschiedung mit honorigen, aber vielleicht auch ein wenig steifen Reden und ein paar Takten Musik werden. Keine Frage, die da vorne, gleich beim Vorzimmer des Chefs, die heckten da was aus.
Der Franke
Mit der Einladung zum Event ging es schon los. So gut gefaket, dass die Ministerialbeauftragte Heidi Hübner in ihrer liebevoll launigen Verabschiedung für Schulleiter Harald Bauer erklärte, sie habe die Einladung zunächst für eine Werbung des Magazins Der Spiegel gehalten. Sich dann aber gedacht, na, den, der dich da so frech anlächelt, den kennst du doch. Ja, eben, „Der Franke“ schlechthin: Harald Bauer.
Ziemlich viel, von dem, was auf dem Titel der Einladung zu lesen sei, stimme dann wohl auch, amüsiert sich Hübner. Definitiv falsch sei allerdings, dass sich Harald Bauer jemals irgendwo festgeklebt habe. Denn Stillstand oder Passivität, das habe mit ihm überhaupt nichts zu tun.
Harald Bauer, der Digitalisierer also auch ein Drangsalierer? - Kaum. Aber ein Schulleiter, der nicht lockerlässt, wenn er ein Ziel verfolgt.
Davon wollte auch Oberbürgermeister Sebastian Remelé ein Liedlein singen. Ein paar Strophen hat dieses Lied ja tatsächlich: Ausweichquartiere für die Friedrich-Fischer-Schule in Dittelbrunn, bei Kolping, am Schelmsrasen und vielleicht irgendwann einmal in der Körner-Schule. Der Refrain echot jedoch immer wieder „Ofra-Bau, Ofra-Bau“.
Aber auch das eine Steilvorlage für Harald Bauer. Er hoffe, dass Schülerinnen und Schüler an der Friedrich-Fischer-Schule ab dem Schuljahr 2028/2029 in einem Neubau unterrichtet werden können, gibt er der Zwecksverbandsspitze eine Hausaufgabe mit auf den Weg in die Zukunft.
Er hat immer die Zukunft im Blick
Nein, ein Drangsalierer ist und war Harald Bauer nie. Aber ein Pädagoge ist er durch und durch, ein Manager, ein Talentscout, ein Organisator, ein Motivator, ein Moderator, ein Netzwerker, ein Personalentwickler, ein Stratege und Visionär, ein Ideengeber, Innovator, Teambilder, Konfliktlöser, eine Führungspersönlichkeit, ein bisschen auch ein Entertainer und unbedingt ein herzensguter Mensch. Was ein Glück, dass er sich 2011, als er nach 20 Jahren an der FOSBOS Coburg noch einmal aus der Heimat wegging, um in Schweinfurt Neues zu wagen, davor zwar einmal den dürren Paragraphen zu den Aufgaben des Schulleiters in der Lehrerdienstordnung (LDO) angesehen hat, dann aber beschlossen hat: I`ll Do it My Way. Harald Bauer eben.
Das Allerbeste
Aus der ihm übertragenen Aufgabe hat er das Allerbeste gemacht: Feines, Vorbildliches und Wegweisendes. Von Anfang an habe er die Zukunft der Bildung, der Schulart und eben auch seiner Friedrich-Fischer-Schule im Konzert der Zubringerschulen in Schweinfurt und in den angrenzenden Landkreisen im Blick gehabt, so Ministerialbeauftragte Heidi Hübner dann auch anerkennend in ihrer herzlichen Laudatio.
Familienmensch
Bei alle dem ist Harald Bauer aber immer auch Familienmensch geblieben. Der stellvertretende Schulleiter Studiendirektor Ralf Prosch, der dem scheidenden Chef in mancher Hinsicht, vor allem bei der Kollegialität, Innovationsfreude und der herzlichen Menschlichkeit, gar nicht so unähnlich ist, mochte als Moderator dieses außergewöhnlichen Abschiedsfestes nicht nur Danke sagen für die schöne „Lehrzeit“ bei Harald Bauer, er begrüßte strahlend auch Ute Bauer und den Senior der Familie sowie alle Kinder, Enkelkinder und Schwiegerkinder unseres Chefs. Vier Generationen der Familie Bauer in Summe. Eine glückliche Familie eben.
Die FFS-Schulfamilie muss Harald Bauer nun ziehen lassen, aber seine Familie bekommt ihn wohlbehalten zurück, so Heidi Hübner augenzwinkernd und nicht ohne den Hinweis, dass dieser Harald Bauer ein Lehrer sei. Und das bleibe er auch, da werde sich nicht mehr viel ändern, setzt sie hinzu. Sagts und erntet bei der Ehefrau und den Festgästen ein herzliches Lachen.
Schwere Brocken geräumt
Zum Lachen war dem Chef selbst in seiner Laufbahn und besonders auch in seiner Zeit an der FFS allerdings nicht immer zumute. Dennoch, mit einem Leitungsteam, dem immer umsichtigen Sekretariat, dem begeisterungsfähigen Kollegium, dem konstruktiven Elternbeirat oder der Unterstützung durch die sogenannte Pizza-Connection wurden selbst die schwersten Brocken aus dem Weg in die Zukunft geräumt. Gleich, ob das nun die Katastrophenfolgen der Privaten Wirtschaftsschule am Schelmsrasen gewesen sind oder die Raumnöte, die Anforderungen an eine Integrationsklasse, die Corona-Pandemie oder, oder, oder. Wir haben das gerockt, sagt Harald Bauer bewegt und sehr dankbar, zu Recht aber auch ein bisschen stolz und Gott sei Dank ein bisschen traurig. Denn auch er hat uns ins Herz geschlossen. Sein Team, seine Sekretärinnen, sein Kollegium, seine Schülerinnen und Schüler. Denen hat er zum Schluss gar noch einen Chillout-Room spendiert und einige sind seinem beharrlichen Wunsch nachgekommen, eine Schulband zu gründen. Die dann zum Abschied noch einmal ein ganzes Set Wunschtitel beisteuerte. Tatjana Drobotenko bezauberte mit einem Erlkönig nach Goethe, den sie als einen Harald Bauer entlarvte, Staatssekretärin Anna Stolz wollte gar als Überraschungsgast auftreten, war dann jedoch kurzfristig gesundheitlich verhindert.
The Winner Takes It All
Alle, die da in der Rathausdiele ans Mikrophon getreten sind, um dem Schulleiter, Kollegen und Menschen Harald Bauer Dank zu sagen, sie signalisierten immer wieder: Der Gewinner bekommt alles - und das auch noch gerne. Nur eines steht am Ende noch aus: Ein Neubau an der Stelle des bestehenden OFRA-Baus. Aber, das hatten wir schon. Und ehrlich, den werden wir alle an der FFS niemals so schmerzlich vermissen, wie Sie, Herr Bauer.
Rüdiger Klein, OStR i.BV