Lehrplankapitel Technik-Geschichte in der Sachs-Ausstellung erlebt
Gefühlt war es der kälteste Tag des noch jungen Jahres 2023, als sich die Integrationsvorklasse (IVKL) in die Ernst-Sachs-Straße 62 aufmachte, um dort die seit 2015 Im Werk Nord bestehende Sachs-Ausstellung der heutigen ZF Friedrichshafen AG zu besuchen.
Nach 1850 fuhr Schweinfurt davon
Ein Gang also an einem eiskalten Nachmittag zur kühlen Technik der Zeit um 1850. Aber eben auch mittenhinein in diese heute hochemotional wirkende Phase der Industrialisierung, die mit schwerer Arbeit an gefühlt ewiglangen sechs Wochenarbeitstagen für Kinder und Erwachsene sowie Schmutz, Ruß, Dreck und viel Elend verbunden war.
Die vormals eher betuliche Reichstadt am Main trat im frühen 17. Jahrhundert als humanistisches Zentrum in die Geschichte ein und mit der Deutschen Akademie der Naturforscher, der Leopoldina, die 1652 gegründet wurde.
In der Zeit der ersten Industrialisierung in Deutschland fuhr die Stadt, für die sich Friedrich Rückert, der berühmteste Sohn Schweinfurts, gewünscht hätte, dass sie „Mainfurth“ oder „Weinfurth“ hätte heißen dürfen, allen Nachbarstädten und -regionen davon. Die technischen Entwicklungen bei den Kugellagern, Radnaben, Getrieben, Kupplungen oder Federungen, die sich mit den Namen Fischer, Fichtel und Sachs oder Fries & Höpflinger und Schäfer verbinden, führten zu einem Schwindel erregenden Wirtschaftswachstum in der Stadt und der Region.
Natürlich wäre es längst an der Zeit, dass Schweinfurt ein ganz großes Technikmuseum errichtet bekäme, betrachte man die faszinierenden Sammlungsbestände, die aktuell wenigstens in zwei kleineren Museen gezeigt werden, aber natürlich auch ein Potenzial für etwas ganz Großes in sich trügen, so Gästeführer Peter Hausmann im eleganten und spannend eingerichteten Sachs-Museum, das in einer ehemaligen Fabrikhalle der vormaligen Sachs-Werke und der heutigen Firmengruppe ZF Friedrichshafen eingerichtet ist.
Fachkundig und nicht ohne Witz
Peter Hausmann gehört bei der Schweinfurter Stadttouristik zu den Gästeführern, die seit Sommer 2021 auch das Sachs-Museum mit seinen vier Abteilungen Technikgeschichte im Portfolio haben. Versteht sich, dass Hausmann alle Fragen der IVKL-Schülerinnen und Schüler souverän beantworten konnte und darüber hinaus auch gerne Anknüpfungen zum Beispiel zum Namensgeber der Friedrich-Fischer-Schule suchte und zum Namensgeber der Wilhelm-Sattler-Realschule, die der FFS ja unmittelbar benachbart ist.
Ausstellungsbereich E-Mobilität
ZF Friedrichshafen hat ähnlich wie SKF den in den 1990er Jahren arg ins Trudeln geratenen Industriestandort Schweinfurt nicht nur wieder in die Spur gebracht, es widmet sich der Automobilzulieferer ZF auch schon lange der E-Mobilität. Dieses vormalige Zukunftsengagement ist zwischenzeitlich auch im Sachs-Museum angekommen, ohne dass es deshalb als museal zu bezeichnen wäre.
Historie und Zukunftsvision
Der Rundgang durch die Technik- und Unternehmensgeschichte blättert allerdings nicht nur in den Sternstunden oder in den wenig rühmlichen Annalen der vormaligen Eigentümerfamilie Sachs, er endet auch mit Zukunftsvisionen. Da die aber Stück für Stück immer wieder auch Realität werden, kommt es dann eben auch dazu, dass die Pionierleistungen von Sachs und ZF nach und nach in die Ausstellungskojen des Museums einrücken und von neuen, anderen Zukunftsvisionen abgelöst werden. So war die IVKL nun eine der ersten Schulklassen, die zumindest eine erste Anschauung davon bekommen konnten, wie der Ausstellungsbereich „E-Mobilität“ bald schon der historischen Sammlung integriert sein wird.
Die IVKL und RÜDIGER KLEIN