Besuch im Frankfurter Goethe-Haus
Über 1,2 Millionen Straßennamen listet das Straßenverzeichnis für Deutschland aktuell auf. Da sind die 2050 Benennungen mit dem Namen des deutschen Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe beinahe nicht der Rede wert.
Immerhin belegt der alte Olympier aus Frankfurt am Main damit Platz 14 im Ranking der 200 am häufigsten vergebenen Straßennamen. Und klar, im Jubiläumsjahr der Friedrich-Fischer-Schule, letzterer ist leider nicht unter den 200 Meistgewählten, rückt auch der Namensgeber, eben Johann Wolfgang von Goethe, für die Adresse der Schule ein bisschen ins Rampenlicht.
Im Deutschunterricht der 12.Jahrgangsstufe an der FOSBOS darf man seit der Einführung des neuen Lehrplans auch wieder intensiver in den weltliterarischen Klassikern Goethes schmökern.
Der Hätschelhans
Also drängte sich eine Wandertags-Fahrt der Klasse FS12a nach Frankfurt am Main, zum Stammsitz der Goethes, regelrecht auf. Hatte man sich doch dafür entschieden, den Faust zu lesen und bald schon am ETA-Hoffmann-Theater in Bamberg die theatrale Abmischung aus Faust I und Faust II zu besuchen, die dort in der aktuellen Spielzeit gegeben wird.
Vor Ort in Frankfurt durfte man erfahren, dass der am 28. August vor 270 Jahren in der zweiten Etage des Hauses am Hirschgraben 23 geborene Dichter, der im März 1832 in Weimar verstarb, bei seiner Geburt keinen so rechten Lebenswillen zeigte. Eine Abreibung mit Landwein weckte jedoch die Lebensgeister des Sohnes von Catharina Elisabeth und Johann Caspar Goethe. Der forderte hernach auch in späteren Jahren, besonders als er ab 1775 im Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach zu höchsten Dichterehren und Staatsämterwürden gekommen war, regelmäßig, man möge ihm bald wieder Wein vom Würzburger Steinberg nach Weimar schicken, denn ohne diesen Wein könne er nicht sein.
Das alles und vieles mehr durfte die FS12a über Goethe erfahren, der von seiner Mutter zeitlebens mit dem Kosenamen „Hätschelhans“ belegt worden war, von Kindesbeinen an eine Intendanz im Puppentheater unter dem Dach des Hauses am Hirschgraben innehatte und als Kind auch schon die tragische Geschichte von einer jungen Kindsmörderin erzählt bekam, die Jahrzehnte Vorbild für das Gretchen in seinem Faust I werden sollte. Auch die alte Volkssage von einem gewissen Doktor Faustus konnte das Universalgenie Goethe früh schon elektrisieren.
Schwarze Pädagogik
Vom „Hans Guck in die Luft“ erzählt das Kinderbuch von Heinrich Hoffmann, einem weiteren weltberühmten Frankfurter, der 1809 daselbst geboren wurde und 1894 in Frankfurt verstarb. Das neue Struwwelpeter Museum ist seit einem Jahr im Haus „Hinter dem Lämmchen“ in der sogenannten „Neuen Altstadt“ eingerichtet und wartet mit einer international besetzten Ausstellung zum Kinderbuchklassiker „Der Struwwelpeter“ des Arztes Heinrich Hoffmann auf. Lange Zeit war Hoffmanns Buch, das er 1844 für seinen Sohn Carl als Weihnachtsgeschenk kreiert hatte, mit dem Stempel „Schwarze Pädagogik“ versehen. Nichtsdestotrotz faszinieren die schaurigen Geschichten vom Zappelphilipp oder vom fliegenden Jakob immer noch zahllose Kinder in aller Welt. Hoffmann selbst zeichnete ab 1854 für die medizinisch-psychiatrische Neuausrichtung der im Sommer 1864 fertiggestellten neuen Frankfurter „Irrenanstalt“, wie die amtliche Bezeichnung für psychiatrische Einrichtungen seinerzeit noch amtlich lautete, verantwortlich.
Insgesamt also ein Wandertag der Extraklasse für die FS12a.
Rüdiger Klein