Liebe Schüler und Schülerinnen, liebe Eltern,
als Interessenten für das Fach Sozialkunde an der Fachoberschule und Berufsoberschule erhalten Sie hier Informationen über dieses Fach bzw. unseren Fachbereich:
"Demokratie braucht politische Bildung“
Der demokratische Rechtsstaat lebt vom mündigen Mitdenken und Mittun seiner Bürgerinnen und Bürger und ihrer Bereitschaft, sich selbst- und sozialverantwortlich ein Urteil zu bilden, in der Verfassung normierte Regeln und Werte zu respektieren und sich für sie zu engagieren. Demokratie muss in jeder Generation neu erworben werden: gerade in Deutschland aufgrund der Erfahrungen der jüngsten Geschichte. Politische Bildung im öffentlichen Auftrag leistet insbesondere hier einen fortdauernden und unverzichtbaren Beitrag zu persönlicher und gesellschaftlicher Orientierung sowie zur Entwicklung und Festigung demokratischer Einstellungen und Verhaltensweisen."
(Quelle: Münchner Manifest zum Auftrag der Bundeszentrale und der Landeszentrale für politische Bildung vom 26. Mai 1997)
Zum Unterrichtsfach und Anforderungsprofil:
Das Fach Sozialkunde definiert sich an der Beruflichen Oberschule dadurch, dass es, bezugnehmend auf die jeweilige Ausbildungsrichtung und aufbauend auf die heterogenen schulischen, beruflichen- und lebenspraktischen Vorkenntnisse unserer Schüler und Schülerinnen, deren Allgemeinbildung und poltischen Wissen vertieft sowie politische und soziale Urteils- und Handlungsfähigkeit vermittelt. Der Lehrplan baut vor diesem Hintergrund auf der bis zum mittleren Schulabschluss erworbenen politischen Grundbildung auf.
Der Sozialkundeunterricht an der Beruflichen Oberschule ist zudem auch darauf ausgerichtet, die Schülerinnen und Schüler auf ein künftiges Studium vorzubereiten. Durch Aneignung und Einübung oberstufengemäßer Lernstrategien sowie der Anleitung zum selbständigen Wissenserwerb wollen wir Aufgeschlossenheit und Toleranz gegenüber der Komplexität gesellschaftspolitischer Fragestellungen anbahnen.
Unsere Schüler sollen erkennen, dass sie als Bürger, künftige Arbeitnehmer etc. vom politischen Entscheidungen betroffen sind und diese auch aktiv beeinflussen können – also sich selbst auch als politisch Handelnde sehen.
Der Sozialkundeunterricht der beruflichen Oberstufe soll die Schüler anhalten und befähigen, politische Prozesse und Entscheidungen in Deutschland auch vor dem Hintergrund historischer, europäischer bzw. globaler Zusammenhänge und Entwicklungen zu beurteilen und einordnen zu können.
Wir verstehen das Fach Sozialkunde als ein zentrales Unterrichtfach für die politische Allgemeinbildung in der Schule. Wir setzen entsprechende Themen und Inhalte – soweit möglich - handlungs- und projektorientiert um, um ein solides lebensnahes politisches Erfahrungswissen bei unseren Schülern und Schülerinnen zu entwickeln.
Wir achten darauf, dass die politischen Meinungen, Urteile und Überzeugungen, zu denen die Schüler und Schülerinnen kommen können – oder die sie bereits mitbringen – respektiert und nicht vorweggenommen werden, sofern sie sich nicht gegen die Würde anderer Menschen richten. Wir versuchen, unsere Schüler und Schülerinnen zu einer sorgfältigen und hintergründigen Argumentation und zur sachlichen Auseinandersetzung mit anderen Meinungen und Auffassungen anzuhalten.
Wir sind der Überzeugung, dass politische Bildung langfristig und kontinuierlich angelegt sein muss. Wir möchten als Lehrkräfte dieser Schule dafür einen Beitrag leisten, das politische Lernen für die Schülerinnen und Schüler praxisnah zu gestalten und deren Bereitschaft und die Fähigkeit zur Partizipation an demokratischen Prozessen und Diskussionen zu fördern.
Nur wenn unsere Schüler die Bedeutung demokratischer Grundprinzipien in der Schule erleben und erfahren, werden sie außerhalb und nach der Schule überzeugt dafür eintreten!
Das Unterrichtsfach Sozialkunde strebt im Rahmen der Lehrplaninhalte folgende Kompetenzen an:
Demokratiekompetenz:
Das Ziel politischer Bildung im schulischen wie im außerschulischen Bereich ist die Demokratiefähigkeit junger Menschen, also die Kenntnis und Akzeptanz von Demokratie, freiheitlicher demokratischer Grundordnung und Grundrechten. Der Sozialkundeunterricht dient prioritär diesem Ziel. Er ist somit „Leitfach“ der politischen Bildung und bietet Schülerinnen und Schülern ein breites Angebot, die für Demokratiefähigkeit benötigten Kompetenzen systematisch zu erwerben und als mündige Bürgerin bzw. mündiger Bürger verantwortungsbewusst in Staat und Gesellschaft mitzuwirken. Die Schülerinnen und Schüler werden befähigt, demokratische Politik im nationalen, europäischen und internationalen Kontext als einen Prozess der Problemlösung und als Beitrag für die Weiterentwicklung der Gesellschaft und zum Erhalt von Frieden und Sicherheit zu verstehen.
Soziales Lernen:
Eine besondere Bedeutung hat im Sozialkundeunterricht das soziale Lernen. Die Schülerinnen und Schüler erkennen die Notwendigkeit, in Staat und Gesellschaft mitzuwirken, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen und v.a. bei der Lösung von Problemen zu kooperieren. Sie erwerben Fähigkeiten zu konstruktiver Konfliktlösung und üben sich in Toleranz, Respekt und Empathie, wenn es gilt, Meinungen und Überzeugungen anderer nachzuvollziehen und ggf. zu akzeptieren. Der Sozialkundeunterricht trägt in hohem Maße zur Persönlichkeitsbildung bei und fördert das Sozialverhalten der Schülerinnen und Schüler.
Werteerziehung:
Im Sozialkundeunterricht setzen sich Schülerinnen und Schüler mit den Grundwerten des Zusammenlebens von Individuen, Gruppen und Staaten auseinander. Sie erkennen den hohen Wert der in der Verfassung verankerten Grundrechte, v a. der Achtung der Menschenwürde, der Freiheitsrechte und der rechtlichen Gleichheit, setzen sich mit Angriffen auf diese demokratischen Grundwerte auseinander und verinnerlichen die Notwendigkeit, sich für diese Werte stark zu machen und sie immer wieder zu verteidigen.
Im Sozialkundeunterricht befassen sich die Schülerinnen und Schüler insbesondere auch mit den Themenfeldern „Familie“ und vielfältigen anderen Formen des Zusammenlebens. Sie lernen, diese zu respektieren und ebenso die geschlechtliche Orientierung des Einzelnen als Teil seiner freien Persönlichkeitsentfaltung zu akzeptieren. Die Schülerinnen und Schüler begreifen, dass die Tugenden, die das Zusammenleben in sozialen Gruppen ermöglichen, wie gegenseitige Achtung, Toleranz, Verlässlichkeit, auch für Partnerschaft und Familie gelten.
Medienbildung:
Im Rahmen des Sozialkundeunterrichts nutzen und reflektieren Schülerinnen und Schüler verschiedene Formen der Gewinnung, Verarbeitung und Präsentation von Informationen. Sie setzen sich mit der politischen Funktion von Medien als der „Vierten Gewalt“ auseinander, wägen ihren eigenen Umgang mit verschieden Medien, v. a. mit sozialen Netzwerken, ab und erweitern damit ihre Medienkompetenz.
Bildung für nachhaltige Entwicklung:
Die Bildung für Nachhaltige Entwicklung wird durch den Sozialkundeunterricht gefördert, indem er die Schülerinnen und Schüler dazu befähigt, sich in altersgemäßer Weise kritisch mit den Fragen des eigenen Umweltverhaltens und politischen Handlungsoptionen im Bereich des Umwelt- und Artenschutzes zu befassen. Sie bilden dadurch die Bereitschaft, Verantwortung für Natur und Umwelt zu übernehmen und nachhaltige Entwicklungen aktiv mitzugestalten, aus.
Der Sozialkundeunterricht trägt zur ökonomischen Verbraucherbildung bei, indem er die Schülerinnen und Schüler dazu auffordert, sich kritisch mit den Fragen des eigenen Konsumverhaltens sowie dessen politischen und sozialen Auswirkungen zu befassen. Sie erwerben ökonomische Alltagskompetenzen, die sie zu verantwortungsvollem und nachhaltigem Konsumverhalten befähigen.
Kulturelle und interkulturelle Bildung:
In der Auseinandersetzung mit verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen (z. B. Jugendkulturen, Menschen mit Migrationsgeschichte), ihrer Musik, Sprache und Symbolik, entwickeln die Schülerinnen und Schüler ein Bewusstsein für künstlerisches, kreatives Wirken und seine Bedeutung für soziale Gruppen. Sie erkennen, dass Kunst und Kultur immer auch Ausdruck bestimmter Werthaltungen sind und zur Entwicklung einer gemeinsamen Identität beitragen.
Interkulturelle Bildung findet im Sozialkundeunterricht immer dann statt, wenn die Vielfalt von Lebensformen, Wertvorstellungen, Formen des Zusammenlebens und Herrschaftssystemen sowie deren historische und kulturelle Bedingtheit thematisiert werden. Dieser Blick auf andere und der Vergleich mit den eigenen Erfahrungen tragen zur Entwicklung von Interesse und Offenheit sowie Respekt und Toleranz gegenüber anderen Kulturen bei.
Sprachliche Bildung:
Im Sozialkundeunterricht sind Schülerinnen und Schüler aufgefordert, mündlich und schriftlich zu aktuellen politischen Themen und Fragen Stellung zu beziehen. Sie artikulieren eigene Interessen, Meinungen und Urteile und „verteidigen“ diese in der Diskussion mit anderen. Diese kommunikative Kompetenz ermöglicht ihnen die Teilhabe an Prozessen der Meinungsbildung im schulischen und außerschulischen Raum, ggf. auch im Rahmen von „Jugend debattiert“. Mehrsprachige Schülerinnen und Schüler werden ggf. auch in bilungualen Unterrichtseinheiten darin unterstützt, sich in deutscher oder englischer Sprache über fachliche Inhalte auszutauschen.